Passend zum heutigen Welttag des Fotos (#WorldPhotographyDay) möchte ich Euch das Buch: Wie Fotos Wirken (Engl. Titel: Why you like this photo) vorstellen. Das Buch von Brian Dilg wurde von Claudia Koch ins Deutsche übersetzt und ist vor einigen Wochen im mitp Verlag erschienen.
Wenn wir uns mit Büchern zur Fotografie beschäftigen, sind dies neben den Handbüchern zu den Kameras, oft auch Bücher die sich einem speziellen Thema unter anderem wie der Schwarz-Weiß-Fotografie, der Landschaftsfotografie oder Bildgestaltung annehmen.
Das Buch Wie Fotos Wirken, ist ein wenig anders. Keine leichte Kost würde ich sagen, sondern eher Trennkost. Losgelöst von Kameratechnik geht es eher darum wie wir Menschen Sehen, unserer visuellen Wahrnehmung und wie unser Gehirn diese Reize verarbeitet.
Schutzmechanismus Gehirn
Dabei ist gerade der Schutzmechanismus unseres Gehirns, der dazu dienen soll unsere Reaktionszeit zu verbessern, oft im Wege, wenn es um die Bildgestaltung und das Sehen geht. Was wir sehen ist oft nicht das, was wir bewusst wahrnehmen. Zu viele Reize strömen auf uns ein, so dass das Gehirn filtert und all das, was uns bekannt ist quasi ausblendet. Wir verlieren fast den Blick für das Wesentliche.
Als Fotograf haben wir die Macht in unserem Foto genau die Dinge wieder hervorzurufen und zu visualisieren, die unser Gehirn einfach ausfiltert. Wir können Fotos und somit visuelle Welten schaffen, die vielen verschlossen bleiben.
Wenn ich zuvor Trennkost geschrieben habe, dann meine ich damit auch, wie ich dieses Buch empfunden habe. Ich konnte es nur Kapitelweise lesen und musste mich dann vom Buch trennen, das Gelesene verarbeiten und für mich untersuchen und nachvollziehen.
So viele höchst interessante und oft neue Aspekte für mich, die ein ganz anderes Licht auf meine Arbeiten werfen und mich haben verstehen lassen, was in einigen meiner Fotos vorgeht und weshalb sich einige Fotos von meinen “Massen”-Fotos abheben.
Der Reiz des neuen
Endlich habe ich auch verstanden, worin der Reiz liegt, in einer ganz anderen Umgebung, die man zuvor noch nicht oder seltener besucht hat zu fotografieren. Es gibt einfach wesentlich mehr Impulse und Reize, die unser Gehirn noch nicht kennt und noch nicht verarbeitet hat.
Wir empfinden in einer solchen Umgebung ganz anders und haben eine ganz andere Art der Wahrnehmung und des Sehens. Je häufiger wir dieser neuen Umgebung ausgesetzt sind, desto mehr gewöhnen wir uns daran und unser Gehirn legt entsprechende Muster und Bilder ab. Es lässt uns quasi abstumpfen, es vergleicht jedes Bild mit unseren bereits gemachten Erfahrungen.
Fast nebenher zeigt das Buch aber auch all die Punkte der Fotografie auf, die wir aus den üblichen Büchern her kennen. Ich meine damit zum Beispiel Fokus und Schärfe, Bewegung und Zeit, Helligkeiten und Kontraste. Dies sind nur einige Beispiele, im Buch selbst, gibt es noch zahlreiche andere Aspekte, die zum Nachdenken anregen und den Fotografen auf die nächst höhere Stufe seines Könnens bringen.
Was in einem Foto als leicht erscheint oder funktioniert, uns erstaunen lässt, ist oft nicht so einfach zu erklären. Brian Dilg versucht im Buch genau das zu untersuchen und bringt die Aspekte der Psychologie, kognitiven Neurowissenschaft sowie der evolutionären Biologie mit in dieses Buch hinein.
Fazit zum Buch
Für mich eine hoch spannende Lektüre, auch wenn es sich trocken anhört, es gibt zahlreiche Beispielfotos und Experten-Kommentare, die helfen, das Thema aufzulockern. Dabei ist es gar kein trockenes Thema, als kleine Vorschau auf das Fazit des Buches, einige Sätze, die ich den Teilnehmern meiner Workshops mitgebe. Nehmt Euch Zeit für Eure Fotos. Drückt nicht zu schnell den Auslöser und Beobachtet was in Eurer Szene eigentlich alles zu sehen ist. Beobachtet wie sich Dinge verändern. Wie wirkt das Foto wenn sich die äußeren Einflüsse wie Licht, Position, Brennweite usw. verändern.
Ich finde dieses Buch sollte von jedem gelesen werden, der sich wahrhaftig mit der Fotografie beschäftigen und sich vom bloßen Knipsen entfernen möchte.
Wie Fotos wirken
von Brian Dilg
1. Auflage 2019 – mitp Verlag – 24,99 €
160 Seiten, Hardcover, in Farbe
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