Licht als fotografisches Motiv

Licht schafft Strukturen, es macht also nicht nur Motive heller oder dunkler. Wenn Licht in einem Winkel auf eine Oberfläche trifft, dann wirft dessen Struktur kleine Schatten. Es lässt die Oberfläche plastischer wirken. Diese Struktur an sich ist oft schon ein Motiv und kann sehr interessant sein. Allerdings reicht dies nicht immer aus, um ein gutes Foto zu machen. Fotografieren Sie die reine Struktur, fehlt einfach ein klares Motiv, das sich von seinem Hintergrund abhebt. Suchen Sie nach einem Ankerpunkt, der zur Struktur die Balance schafft, denken Sie daran, Sie benötigen ein klares Motiv, das Ihr Bild ausmacht.

Haltet Sie dennoch Ausschau nach Strukturen, beobachten Sie diese, wie sie sich durch veränderndes Licht und Lichtwinkel selbst verändern. Bekommen Sie einen Blick für Strukturen, spielen Sie mit ihnen, seien Sie aber vorsichtig, die Struktur als Hauptmotiv zu verwenden, kombinieren Sie diese stattdessen mit einem anderen Objekt oder Element.

Licht als fotografisches Motiv
Licht als fotografisches Motiv

Schatten und negativer Raum

Wenn man von Licht spricht, muss man auch über Schatten sprechen. Licht und Schatten sind zwei wichtige Bausteine guter Fotografie. Sie schaffen Kontraste und insbesondere bei der Schwarz-Weiß-Fotografie sollte man schwarze Flächen und Schatten nicht ignorieren. Beide zusammen schaffen erst den Kontrast und man tut gut daran Kontraste zu nutzen. Szenen mit großem Kontrast können gute Motive liefern und uns zeitgleich, wie zu Anfang kennengelernt, den Fotografen vor immense Probleme stellen.

Wenn man auf Motive mit Schatten trifft, sollte man nicht versuchen, die Schatten zu eliminieren, sondern versuchen, mit den Schatten zu arbeiten. Sie können als Balancepunkt dienen, als Rahmen-Elemente dienen, sie können Linien oder andere geometrische Formen formen. Wir müssen nicht immer Struktur und Details in diesen Bereichen haben, wir können Schatten auch als negativen Raum nutzen.

Licht als Motiv: 5:56 pm · courtesy of Alexander Harding · www.alexanderhardingart.com
5:56 pm · courtesy of Alexander Harding · www.alexanderhardingart.com

Licht finden & fotografieren

Wenn wir ein Porträt fotografieren oder eine Landschaft, kennen wir die Vorgehensweise. Uns sind die Grundeinstellungen meist schon bekannt und wir wissen, worauf wir beim Fotografieren achten müssen. Programmvorwahl, Kameraorientierung und viele weitere Parameter, die wir an der Kamera bereits vorher einstellen, sind Entscheidungen, die wir nicht aufs Neue treffen müssen. Bei der Aufgabe „Licht als Motiv“, gibt es jedoch keine „best practice“ Anleitung oder Empfehlung für Einstellungen, keinen Tipp oder Hilfe.

Das Licht als Motiv ist viel zu komplex. Auch bei dieser Aufgabe, oder besonders bei dieser Aufgabe, muss man experimentieren und sich das Foto erarbeiten. Bei dieser Übung muss man seine vorgefertigte Meinung über die Fotografie verlassen. Es geht darum, das Licht als solches zu finden und zu sehen und nicht den Gegenstand, den das Licht erhellt, noch den Schatten zu fotografieren, der entsteht.

Licht als Motiv: Six Suns · courtesy of Alexander Harding · www.alexanderhardingart.com
Six Suns · courtesy of Alexander Harding · www.alexanderhardingart.com

Es geht wie bei den vorherigen Aufgaben erstmal nicht darum, perfekte Fotos zu machen, sondern darum zu erkunden, auszuprobieren und Spaß zu haben. Halten Sie Ausschau nach Licht und erarbeiten Sie ihre Fotos, machen Sie nicht nur ein Foto, um dann ein weiteres Lichtmotiv zu suchen, bleiben Sie stattdessen beim bereits gefundenen Motiv. Nehmen Sie sich die Zeit und sehen Sie zu, wie sich das Licht verändert und machen Sie davon weitere Aufnahmen.

Die Königsklasse

Versuchen Sie, das Gelernte über die Bildgestaltung einfließen zu lassen. Sollte das nicht funktionieren, ist das nicht weiter schlimm, es geht, wie gesagt, nicht darum, das perfekte Foto zu machen, sondern Licht als Motiv zu finden und zu fotografieren – das ist schwieriger, als man denkt! Denken Sie beim Fotografieren daher eher außergewöhnlich, ausgefallen und gewagt. Es wird für sie ungewohnt sein, das Motiv als solches zu sehen oder es überhaupt zu erkennen. Deshalb machen Sie ruhig ganze Serien von Fotos. Versuchen Sie erst später am Computer festzustellen, ob Sie das Motiv eingefangen haben. Hätten Sie es eventuell anders machen können?

Licht als Motiv: Water Glasses · courtesy of Alexander Harding · www.alexanderhardingart.com
Water Glasses · courtesy of Alexander Harding · www.alexanderhardingart.com

Noch ein letzter Hinweis: nehmen wir an, Sie sehen, wie Licht auf einen Stuhl fällt. Bauen Sie Ihr Foto nicht auf den Stuhl ausgerichtet auf und setzen Sie den Stuhl nicht in Szene. Bauen Sie Ihr Foto um und auf das Licht hin gerichtet auf! Lassen Sie den Horizont ruhig außer Acht, es ist egal, wo oben und unten ist. Platzieren Sie das Licht am Besten so, wie es am besten in den Bildausschnitt passt. Benutzen Sie kein Stativ, das würde Ihre Bewegungsfreiheit und Kompositionsmöglichkeiten einschränken. Kritisieren Sie sich nicht selbst und machen Sie viele Fotos. Erarbeiten Sie die Fotos, schauen Sie vor allem auch durch den Sucher Ihrer Kamera. Denken Sie daran: das Licht selbst ist das Motiv!

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