In meinen bisherigen Beiträgen zu meiner Seagull 4A habe ich nur darüber berichtet, wie ich zur Kamera selbst gekommen bin. Was ich mit der Kamera angestellt habe um sie aufzuhübschen und säubern zu lassen. Heute schreibe ich darüber, wie ich mit meiner Möve unterwegs war. Dabei habe ich nach wie vor etwas gemischte Gefühle. Doch lies selbst welche Erfahrung ich bis heute gemacht habe.
Der erste Film in der Seagull 4A
Mit dem ersten Film in der Möve habe ich mich nach Aachen aufgemacht und dort fotografiert. Sie ist definitiv ein Hingucker und man wird oft angesprochen auf das Schätzchen. Die Seagull 4A hat natürlich keinen Schacht für Speicherkarten. Der einzige Schacht ist der, den man aufklappt, um das Foto zu komponieren und scharf zu stellen. Denn die Seagull hat keinen Autofokus. Ja sie hat noch nicht ein mal einen Belichtungsmesser. Für die Belichtungsmessung muss mein iPhone herhalten. Ich nutze die App Pocket Light Meter hierfür und zugleich liefert mir die App die EXIF Daten zum Foto. Das einlegen eines 120er Rollfilms geht recht leicht von der Hand und schon ist die Kamera einsatzbereit.
Für meinen Ausflug in die Innenstadt, habe ich mir ein Stativ und einen Kabelauslöser eingepackt. Die ersten beiden Auslösungen habe ich mit der Hand, die restlichen mit Stativ und Kabelauslöser vorgenommen. Für den Filmtransport und das spannen des Auslösers muss eine Kurbel gedreht werden. Und hier fing das Abenteuer an. Eine gute Vierteldrehung nach der ersten Aufnahme soll reichen um für das nächste Foto bereit zu sein? Ich bin recht verunsichert und so mache ich eine weitere Aufnahme.
Guter Rat
Um ein wenig beruhigter zu sein, konsultiere ich in Aachen ein Fotofachgeschäft. Ich habe die Hoffnung jemanden zu finden, der noch Ahnung von analogen Kameras hat. Auch hier wird die Seagull 4A erst mal bestaunt und man freut sich eine so tolle Kamera zu sehen. Im Geschäft kennt man jetzt die Seagull nicht. Man versichert mir aber, dass bei baugleichen Kameras ebenfalls nur eine kleine Drehung genügt um die Kamera für die nächste Aufnahme vorzubereiten.
Ich lasse es ruhig angehen und versuche es einfach. Schon baue ich für die nächste Aufnahme mein Stativ auf und bringe meinen Kabelauslöser an. Ich suche mir unterschiedlichste Motive und nutze natürlich mein Smartphone zur Belichtungsmessung. Die Aufnahme des Smartphone entspricht natürlich nicht dem Ausschnitt des Fotos, das ich mit der Seagull 4A mache.
Nach einiger Zeit ist der Film voll, es sind ja auch nur 12 Aufnahmen, die auf einen Film passen. Dann stellt sich mir die Frage, was nun? Die Kurbel lässt sich nach dem letzten Auslösen nicht weiter drehen. Ist der Film jetzt schon soweit vor-gespult, dass ich die Kamera gefahrlos öffnen kann? Ich belasse es bei einem Film für heute. Zu Hause schaue ich ob ich Informationen erhalte, die mir weiterhelfen wie ich den Film am Ende aus der Kamera heraus bekomme.
Letztlich ist so, dass ich den Auslöser wohl nur halb durchdrücken muss und die Kurbel lässt sich weiterdrehen. So lässt sich der Film weiter spulen, bis er komplett auf der Aufnahme-Spule aufgedreht und zur Entnahme bereit ist. So zumindest meine Beobachtung, das muss ich beim nächsten Film noch einmal prüfen. Ich habe den Film dann zu urbanfilmlab zur Entwicklung geschickt.
Die Enttäuschung
Knapp eine Woche später erhalte ich meinen entwickelten Film zurück. Die Enttäuschung ist jedoch groß, denn bis auf einige Aufnahmen am Anfang, die auf dem Film erkennbar sind, ist der Film nicht belichtet worden. Die ersten Aufnahmen hatte ich per Hand gemacht, aber anscheinend sind die ersten Fotos versetzt übereinander liegend und so nicht zu gebrauchen. Schade, das ging daneben. Ich entschließe mich jedoch demnächst einen weiteren Film zu versuchen. Was ist bloß schiefgegangen, Bedienungsfehler, Kameradefekt?
Der zweite Film in der Seagull 2A
Es vergehen einige Wochen und ich entschließe mich einen weiteren Film einzulegen und diesen zu belichten. Dieses mal nehme ich einen Uralt-Film, den ich bei mir gefunden habe, es ist ein Ilford XP1 400 von 1985. Wobei mir das Ablaufdatum bzw. das Haltbarkeitsdatum auf der Packung dieses Alter verrät. Ob das wohl gut geht? Ich hänge noch stets mit meinen Überlegungen dabei was beim ersten Film schief gegangen sein könnte. Da die ersten, wenn auch unbrauchbaren Aufnahmen, des ersten Films zu sehen waren, entscheide ich mich dieses mal gegen Stativ und vor allem gegen den Kabelauslöser. Ich mache alles aus der Hand.
Als Anlass nehme ich die photo+adventure in Duisburg. Ich nutze das Außengelände um den Film mit Motiven zu belichten. Am Ende des Films ist es dann wieder so weit, wie war das mit dem Ende des Films? Gleiches Spiel wie beim ersten Film. Ich nehme den Film erst zu Hause aus der Kamera. Und wieder achte ich zu wenig darauf, wie ich den Film nach der letzten Aufnahme weiter gespult bekomme. Der Film muss nach der letzten Aufnahme definitiv weiter gespult werden um ihn gefahrlos vor Lichteinfall schützend entnehmen zu können. Wie war es mit der Achtsamkeit bei mir bestellt?
Der zweite Film ist zurück
Wieder schicke ich den Film zur Entwicklung weg. War es eine gute Idee einen uralten Film zu nehmen? Macht die Seagull 2A überhaupt Fotos? Zumindest haben die Tests ohne eingelegten Film so ausgesehen, als würde die Kamera die Blende öffnen und Licht einfallen lassen. Die Spannung ist auf ihrem Höchstpunkt als ich den Briefumschlag mit dem entwickelten Film öffne. Und siehe da, der zweite Film scheint belichtet zu sein. Am Anfang des Films sind wieder zwei bis drei Aufnahmen übereinander liegend, aber ab der zweiten Aufnahme (laut Zähler auf dem Filmstreifen) sieht es gut aus. Aber seht selbst:
Beim zweiten Bild zeigt sich, dass „Nah-Aufnahmen“ wohl schwieriger sind. Ich mag Detailaufnahmen, hierfür muss man einfach nah ans Motiv. Ich denke die Naheinstellgrenze bei der Seagull 4A lässt Details nicht wirklich zu. Zum Anderen, muss ich daran denken, auch zu fokussieren, wie gesagt, die Kamera ist komplett manuell zu bedienen. Hier noch die anderen Aufnahmen, ohne deren Begleit-EXIF-Bild aus dem Smartphone.
Galerie der Aufnahmen
Fazit
Die Seagull 4A macht Aufnahmen! Ich muss allerdings am Anfang eines Filmes noch einmal darauf achten was passiert. Bei beiden Filmen sind die ersten Aufnahmen übereinander lagernd. Man kann zwar auch Doppelbelichtungen mit der Kamera machen, aber daran liegt es nicht. Leider habe ich keinen Objektivdeckel zur Kamera zum Schutz der Auslösungen am Anfang. Leider konnte ich bis heute auch keinen auf eBay oder sonst wo finden. Ich muss mal sehen, ob ich den Auslöser zu Beginn tätigen muss, bis der Bildzähler auf Eins springt. Bis jetzt, scheint mir aber eines klar zu sein, ab Aufnahme Zwei sollte alles funktionieren. Der Kabelauslöser scheint ein Problem zu haben, als Alternative habe ich noch die Möglichkeit den verzögerten Auslöser (Timer) der Seagull 4A auszuprobieren. Das ist also etwas für Film Nummer Drei. Aus der Hand macht meine Möwe aber zumindest aufnahmen. Mit der Seagull Fotos zu machen gehört definitiv zum entschleunigten Fotografieren. Diese Kamera wird mich noch Achtsamkeit lehren.
Kaum zu Glauben das solche Alte Filme noch ganz Gut Funktionieren.
Interessante Bericht und Tolle Bilder…
Langsam bekomme ich immer mehr Lust mir an deie Analoge Fotografie wieder Ranmachen.
Übrigens Tolle Bilder.
Hut Ab!
Viele Größe czoczo
Ich beneide Dich um Deine Möve, hatte vor etlichen Jahren einige Mittelformatkameras unter anderen die Mamiya C330 auch eine 2äugige 6×6.
Du bekommst das sicher hin mit den Aufnahmen, nicht entmutigen lassen, auch wenn es evl. etwas kostspieliger ist, als die Speicherkarte.
Viel Erfolg weiterhin und zeig gerne mal das eine oder andere Bild welches mit der Seagull aufgenommen wurde.