Ich hatte es ja schon durchklingen lassen, dass ich mich noch einmal mit der analogen Fotografie beschäftigen möchte. Genauer mit der Schwarz-Weiß Fotografie und analogen Kameras. Dazu gehört, dass ich meine alten Schätze einmal “ausgegraben” habe oder vielmehr aus dem Schrank geholt. Da ist zunächst meine erste SLR (Spiegelreflexkamera) eine Praktica MTL 5B. Meine Olympus OM 2 SP, meine Erste selbst gekaufte gebrauchte SLR und die Zenit 12 XP. Und neu in der Familie meine Möve (Seagull).
Praktica MTL 5B
Die Praktica MTL 5B ist eine analoge (24mm x) 35mm Film SLR und stammt von der damals Ost-Deutschen Firma Pentacon. Laut Wikipedia wurde die Kamera zwischen 1985 und 1989 mit einer Stückzahl von 567.000 Stück. Sie bietet eine TTL Belichtungsmessung (Thru The Lens, durch das Objektiv). Die Messung startet durch eine spezielle Taste links neben dem Objektiv (also von hinten gesehen rechts). Eine Nadel-Anzeige im rechten Sucherbereich zeigt an, ob die gewählte Kombination aus Verschlusszeit und Blende zu einer Unter-, Über- oder richtigen Belichtung führt.
Für den Betrieb des Belichtungsmessers bedarf es bei meiner Kamera eine LR44-Alkalibatterie, ansonsten funktioniert die Kamera voll mechanisch. Ein Spannhebel spannt den Auslöser, der den Schlitzverschluss, nach hochklappen des Spiegels mit Geschwindigkeiten zwischen einer Sekunde bis 1/1000s oder B (bulb) für Langzeitbelichtungen ablaufen lässt.
Der Verschluss ist für Blitzlicht mit 1/125 Sekunde synchronisiert. Ein M42-Schraubanschluss bietet die Möglichkeit unterschiedliche Objektive anzuschrauben. Wobei das von Meyer-Optik Görlitz entworfene Pentacon Auto 1,8/50mm Objektiv mit Mehrfachvergütung das geläufigste Objektiv dieser Kamera ist Der Sucher verfügt über eine Fokussierhilfe mit Mikroprisma-Ring und einer Diagonal-Teilung.
Als ich meine Praktica “eingemottet” habe, ist mir ein Fehler unterlaufen, den ich bereue. Die LR44 ist über die Zeit ausgelaufen und hat die Platine des Belichtungsmessers verätzt. Eine Belichtungsmessung mit der Kamera ist deshalb nicht mehr möglich, es sei denn ein guter Freund kann die Platine restaurieren.
Olympus OM 2 SP
Die OM 2 SP war meine erste selbst gekaufte (gebrauchte) SLR. Das SP steht für Spot / Programm, sie gilt als die erste OM-2 Kamera mit Belichtungsautomatik, bei der die Kamera Belichtungszeit und Blende einstellen kann (Programm). Der am Objektiv eingestellte Blendenwert dient als kleinste Blendenöffnung die für das Programm zur Verfügung steht. Die Belichtungsmessung erfolgt in der Regel Mittenbetont-Integral, doch die OM 2 SP bietet darüber hinaus noch eine Spot-Messung.
Bei der OM 2 SP habe ich die Batterien bei der Einlagerung zum Glück entfernt. Allerdings liegt in der Kamera noch ein Farb-Film ein. Ich habe keine Ahnung was ich zuletzt mit der Kamera fotografiert habe. Aber der eingelegte Farbfilm muss erst einmal verknipst werden, bevor ich mit der Olympus mein Schwarz-Weiß-Fotografie Revival beginnen kann.
Zenit 12 XP
Wie bei den beiden zuvor genannten Kameras muss beim einlegen des Films der ISO Wert entsprechend der Filmangaben an der Kamera eingestellt werden. Ein Wechsel von Bild zu Bild wie es heute bei digitalen Kameras möglich ist, ist bei analogen Kameras/Filmen nicht möglich. Mit meiner Zenit 12 XP muss ich gestehen, habe ich noch keinen einzigen Film belichtet. Ich bin mir auch unschlüssig, ob ich es wagen soll. Ich habe die Kamera damals neu gekauft und auch sie verfügt über ein M42 Schraubverschluss für Wechselobjektive. Die Kamera sieht sehr robust aus.
Doch irgendwie sitzt der Batteriedeckel bei meiner Kamera sehr locker, so dass ich Angst habe, dass ich diesen verliere. Auch der Spiegel klappte zunächst bei der ersten Inspektion der Kamera nicht hoch. Ich habe einen Hebel vor dem Schlitzverschluss gefunden, den ich ein wenig nach vorne geholt habe. Nach einiger Fummelei funktionierte die Spiegelauslösung plötzlich wieder. Irgendwie ist das ganze nicht wirklich vertrauensvoll.
Analoge Fotografie
Für meine analoge Kleinbild (24 x 35mm) Fotografie, steht mir im Moment also nur die OM 2 SP zur Verfügung, wenn ich den Farbfilm denn einmal zu Ende geknipst habe. Auf meine Praktica bin ich gespannt, ob mein Freund sie, bzw. den Belichtungsmesser, wiederbeleben kann. Die Zenit könnte ich mal ausprobieren, doch wäre es zu schade, wenn ich einen Film vergeuden würde. Leider ist die analoge Fotografie, trotz zahlreicher Labore, die noch stets Filmentwicklung und Papierbilder anbieten recht teuer geworden. Ich habe die Möglichkeit, zumindest Schwarz-Weiß-Filme selbst zu entwickeln. Doch im Moment würde ich lieber erst einmal meine Filme zur Entwicklung einsenden.
Meine Möwe
Das neueste Mitglied meiner analogen Kamera-Familie ist eine “Haiou”. Haiou ist chinesisch, ins deutsche übersetzt heißt dies Möwe. Ins Englische übersetzt “Seagull”. Ich habe über eBay bei foto-markt eine Seagull 4A gekauft. Es gibt zahlreiche Anbieter für alte analoge Kameras, viele sammeln einfach alte Kameras, doch ich möchte ja fotografieren. So habe ich neben den vielen privaten Anbietern, nach einem verlässlichen kommerziellen Angebot gesucht. Zumindest hab ich bei den Angeboten von foto-markt das Gefühl, dass wenn ein Händler schreibt, dass die Kamera funktioniert, dies auch so ist. Zudem hat foto-markt auch eine reelle Preisvorstellung. Gerne hätte ich noch mehr Kameras dort gekauft, doch mein Budget hält das für keine gute Idee.
Ich war richtig aufgeregt, als ich meine Möwe das erste Mal in den Händen gehalten habe. Die Kamera ist viel schwerer und fühlt sich richtig Wertig an und das obwohl die Kamera aus China stammt. Laut Internetforen klappert die Kamera und viele gehen nicht ohne Schraubendreher mit der Kamera auf Fotopirsch. Ich konnte in der kurzen Zeit allerdings kein Geklapper oder lose Schrauben feststellen. Ich war so glücklich über meinen Kauf, so dass ich der Kamera etwas gutes tun wollte. Kurzerhand, habe ich die Kamera zurück in den Karton gepackt und gleich weitergeschickt.
Keine Vorher-Fotos
So verzückt, habe ich nicht daran gedacht, Fotos von meiner Möwe zu machen. Foto-Markt, war so freundlich und hat mir erlaubt die Auktions-Fotos nutzen zu dürfen. Wie auf den Aufnahmen zu sehen, hat das alte Stückchen Federn gelassen. An einigen Stellen löst sich die Belederung der Kamera. Da es ein Arbeitstier sein soll, möchte ich, dass die zweiäugige Spiegelreflexkamera (englisch: Twin Lens Reflex, abgekürzt TLR) gepflegt aussieht. Obwohl die Seagull als TLR gilt, verfügt sie nicht über einen Spiegel, der zunächst hochklappen muss, bevor ein Foto gemacht werden kann. Sie besitzt zwei Optiken, die eine sitzt unten und dient der Filmbelichtung, die zweite oben dient dem Bild im Sucherschacht. Beide Optiken sind auf gleicher Höhe auf einer sogenannten Standarte montiert. Beim Scharfstellen wird die Standarte vor und zurück bewegt. Dadurch, dass die beiden Optiken auf unterschiedlicher Ebene liegen, gibt es eine kleine Abweichung zwischen dem Sucherbild und dem eigentlichen Foto.
Meine Möwe ist jetzt aber erst einmal “ausgeflogen” und beim Old-Kamera-Fuchs zum Aufhübschen, dazu im nächsten Beitrag mehr. Nur soviel vorab, die Möve erhält neue Federn, ehm, eine neue Belederung und wird ein wenig sauber gemacht. Die Seagull der Shanghai Seagull Camera Co. Ltd. gilt als Nachbau der Rolleicord, doch sie ist vielmehr als Konkurrenz zu den TLR’s von K. K. Yashica Co. Ltd. also der Yashica Mat zu sehen.
Doch warum die Möve?
Die Seagull 4A nutzt kein Kleinbild-Film, sondern einen 120er Roll-Film und liefert ein 6x6cm großes Bild. Sie ist somit eine “kleine” Mittelformat-Kamera. Im Vergleich zu digitalen Kameras bedeutet dies eine höhere Auflösung. Das ist wohl der Hauptgrund. Natürlich gibt es in diesem Bereich eine große Auswahl an Kameras, doch werden heutzutage viele Kameras, auch defekt, zu sehr hohen Preisen angeboten. Zur Auswahl standen, abgesehen vom Preis, eine Kiev 88, eine Mamiya 645 oder Zenza Bronica SQ. Leider waren sie alle über meinem Budget erhältlich. Ich weiß ja noch nicht wie weit und wohin die Reise in die alte Welt der analogen Fotografie geht, so dass der Kauf der Möwe erst einmal der richtige Schritt war.
Ich freue mich also schon darauf mit der Möwe fotografieren zu dürfen. Durch den Lichtschachtsucher zu gucken, mit der Kurbel den Film zu transportieren. Den Auslöser zu drücken und gespannt sein zu dürfen, ob das Foto (Negativ) etwas wird. Ich werde berichten! Fotografierst du auch (noch) Analog? Entwickelst du selbst oder schickst du deine Filme ein, wenn ja wohin? Welche Kameras nutzt du? Schreibe gerne deine Erfahrungen in dem Kommentar.
Hallo Jörg,
auf deine Fragen:
Ich nutze nur noch die Minolta XG-M, welche ich von meinem Vater übernommen habe ;o) Also 35mm. Eine Mittelformat hätte ich gerne. Allerdings habe ich keine Scan-Möglichkeit dazu…
Entwickeln versuche ich so viel wie möglich selbst. Zum Teil aber mit sehr „pragmatischen“ Ansätzen, da ich mich nur grob an Rezepte halte. Da landet dann auch mal der C-41 Film in der Standentwicklung, da ich die Temperatur nicht konstant hoch halten kann (möchte) ;o)
S/W ist da ja zum Glück etwas einfacher. Zuletzt habe ich dort jedoch mit Caffenol hantiert..
Wenn Du selbst entwickelst, wie Scannst Du die Negative?
Grüße,
Andreas