HDR Software-Vergleich – Erster Teil

Im HDR Software-Vergleich möchte ich meinen Favoriten mit zwei Alternativen vergleichen und einige Unterschiede vorstellen. Die drei Kontrahenten sind Lightroom Classic, Aurora HDR und Photomatix Pro. Im ersten Teil geht es darum wie man die Einzelbilder zu einem HDR zusammenfügt. Doch zuerst möchte ich noch einmal betonen, dass ich HDR als Chance nutze die, trotz fortgeschrittener und immer besser werdende Kamera-Technik in Hinblick auf Dynamik im Foto vorhandene Schwäche auszugleichen. Richtig, die meisten Kameras, die sich ein normaler Hobby oder Amateurfotograf heute kaufen (leisten) kann, haben noch stets Defizite, wenn es darum geht, den kompletten Umfang zwischen dem hellsten und dunkelsten Punkt in einem Motiv, in einem Foto zu erfassen.

HDR Fotos zu erstellen hat für mich das Ziel, natürliche Fotos mit einem hohen Dynamikumfang zu erstellen, die nach Möglichkeit nicht nach HDR Foto aussehen, zumindest nicht nach einem Foto, dass künstlerisch durch Tonemapping geprägt ist.

Weshalb HDR?

HDR - High Dynamic Range - Kontrast/Dynamikumfang im Vergleich
HDR – High Dynamic Range – Kontrast/Dynamikumfang im Vergleich

Kleinerer Kontrastumfang als der Dynamikumfang des Sensors

Kontrast und Dynamikumfang meint das gleiche, es sind nur Synonyme. Um aber verständlicher erklären zu können, verwende ich wie oben in meinem Bild – Kontrastumfang für die Szene, also mein Motiv und Dynamikumfang für den Kamerasensor. Solange die Szene einen Kontrastumfang besitzt, der kleiner ist als der Dynamikumfang des Kamerasensors ist alles in Ordnung und wir haben sogar einen gewissen Spielraum bei der Belichtung den kompletten Dynamikbereich zu erfassen. Hier sollten wir die Belichtung passend auf die Lichter im Motiv ausrichten.

Identischer oder gleicher Umfang

Wenn der Kontrastumfang des Motivs deckungsgleich mit dem Dynamikumfang des Sensors ist, müssen wir ganz genau belichten und dürfen uns keinen Belichtungs-Fehler mehr erlauben, da wir sonst im Bereich der Tiefen oder Lichter mit einen Informationsverlust zu rechnen haben. Da vor der ersten Aufnahme schwer abzuschätzen ist ob der Sensor den kompletten Dynamikumfang erfassen kann, ist hier ein genaues Belichten wichtig. Doch auch hier gilt, lieber eher für Lichter belichten, da aus den Tiefen bei der Entwicklung eines RAW Bildes noch einiges mehr herauszuholen ist. Ein Blick auf das Histogramm und das Einschalten der Warnung bei Überbelichtung (gerne auch Blinkies oder Clipping genannt) kann hier sehr hilfreich sein.

Kontrastumfang größer als der Dynamikumfang des Sensors

Ist der Kontrast des Motivs größer als der Bereich den die Kamera (bzw. der Sensor) aufzeichnen kann, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als einen Verlust im Bereich der Lichter oder Tiefen hinzunehmen. Die Alternative zum Kopf in den Sand stecken jedoch ist die HDR Technik anzuwenden. Kameras bieten hierfür meist schon eine Hilfe an, diese nennt sich AEB (Auto – Exposure – Bracketing) zu deutsch, die automatische Belichtungsreihe. Sprich wir fertigen eine Reihe von Aufnahmen an um den Kontrastumfang des Motivs komplett einfangen zu können. Wie bei allen Serienaufnahmen, bei denen es auf Deckungsgleichheit ankommt, empfiehlt sich der Einsatz eines Stativs.

Wieviele Aufnahmen braucht eine Szene?

In der Regel sind drei Aufnahmen ausreichend. Ein “normal” belichtetes Bild und jeweils eines das um ein bis zwei Belichtungswerte über- bzw. unterbelichtet wurde. Diese drei Aufnahmen sind nun die Grundlage für ein Bild mit hohem dynamischen Umfang (HDR-Bild). Es gibt auch die Möglichkeit im Nachgang aus einem RAW-Foto die Ausgangsbasis für ein HDR Bild zu generieren. Hier spricht man dann von einem sogenannten Pseudo-HDR, auf das ich zunächst aber nicht weiter eingehen werde.

Um ein HDR Foto zu erhalten muss man die so aufgenommenen Einzelbilder noch miteinander verrechnen. Wie so oft gibt es nicht nur das eine Programm mit dem man die Bearbeitung, bzw. Weiterverarbeitung durchführen kann. Ich habe bei mir die Kontrahenten Lightroom Classic, Aurora HDR und Photomatix installiert. Jedes dieser Programme hat für sich Stärken und Schwächen, doch eines steht für mich als klarer Favorit fest. Doch nun der Reihe nach.

HDR Software-Vergleich Erster Teil: zum HDR Bild zusammenfügen

Lightroom Classic

Lightroom Classic bietet im Vergleich zu den beiden anderen Lösungen noch nicht all zu lange die Möglichkeit HDR Fotos zusammenfügen zu können, da der Schwerpunkt ja zunächst auf Bildverwaltung und später erst Bild-Korrektur und Bearbeitung gelegt wurde. Die Erstellung eines HDR Bildes ist sehr einfach und kommt in Lightroom eher rudimentär daher. Die Bilder einer Belichtungsreihe werden ausgewählt und per rechten Mausklick zu einem HDR Zusammengefügt.

Lightroom Classic “Zusammenfügen von Fotos” zu einem HDR

Die darauf folgenden Möglichkeiten beschränken sich auf ein automatisches Ausrichten, automatisches Einstellen und die Stärke der Geistereffektbeseitigung. Mit der Option “Automatische Einstellungen” ist hier lediglich gemeint, ob Lightroom das HDR Bild “entwickeln” soll oder ob man im Nachgang, ohne eine automatische Anpassung des Bildes beginnen möchte.

Lightroom Classic im HDR Software-Vergleich
Lightroom Classic im HDR Software-Vergleich

Zugegeben, das HDR Ergebnis, gerade dann, wenn man die automatische Einstellung aktiviert, ist ein natürliches anmutendes HDR Bildergebnis und kann sich m. E. sehen lassen. Einigen mag dies bereits ausreichend erscheinen, doch für mich sind Schwächen bei der Behandlung von Geisterbildern vorhanden. Geisterbilder entstehen zum Beispiel durch Personen die sich bewegen und auf den Einzelbildern der Belichtungsreihe an unterschiedlichen Stellen zu sehen sind.

Aurora HDR

Bei Aurora HDR, dass als eigenständiges Programm oder alternativ als Lightroom-Zusatzmodul genutzt werden kann, zieht man die Bilder der Belichtungsreihe einfach auf die Programmoberfläche. Daraufhin erhalten wir etwas Versteckt eine ähnliche Anzahl an Optionen wie bei Lightroom. Dies sind eine automatische Ausrichtung der Einzelbilder, Chromatische Aberration, eine Geisterbild-Erkennung, die im Gegensatz zu Lightroom basierend auf ein festzulegendes Referenzbild erfolgen kann, sowie zusätzlich, eine Farbrauschunterdrückung.

Aurora HDR - versteckte Optionen zum Zusammenfügen der Belichtungsreihe
Aurora HDR – versteckte Optionen zum Zusammenfügen der Belichtungsreihe

Der Vorteil von Aurora gegenüber Lightroom ist, die Auswahl eines Referenzbildes für die Geisterbilderkennung. Um Lightroom ein wenig gerechter zu werden kann die in Aurora zusätzlich vorhandene Farbrauschunterdrückung, falls notwendig auch nachträglich durchgeführt werden.

Photomatix Pro

Der Klassiker zu den zuvor erwähnten Kontrahenten ist Photomatix, ebenfalls als eigenständiges Programm oder Zusatzmodul für Lightroom einsetzbar. Erst vor kurzem hat Photomatix, bzw. HDRSoft, die Version 2 der HDR Stapelverarbeitung für Lightroom als Update herausgebracht. Die HDR Stapelverarbeitung für Lightroom ist ideal für Architektur-/Immobilienfotografen, die bei Bildern zu Raum- und Innenausstattungen, während einer Session, immer wieder die gleichen Einstellungen bei ihren HDR Bildern benötigen und so eine immense Zeitersparnis erreichen werden. Wie bei Aurora wählt man die Bilder der Belichtungsreihe aus oder zieht die Einzelbilder auf die Programmoberfläche. Der erste Dialog bietet bereits ein erstes, äußerst nützliches Alleinstellungsmerkmal an.

Erster Dialog nach der Bildauswahl in Photomatix - Belichtungen prüfen
Erster Dialog nach der Bildauswahl in Photomatix – Belichtungen prüfen

Wer eine automatische Belichtungsreihe erstellt und sich dabei auf die Funktionen der Kamera verlässt, geht davon aus, dass man nun den kompletten Dynamikumfang mit seinen Einzelbildern erfasst hat. Leider ist dem oft nicht so und man muss weitaus mehr Fotos erstellen. Zu dem Thema wie man eine ausreichende Belichtungsreihe für ein HDR Foto erstellt werde ich zu einem späteren Zeitpunkt und einem separaten Beitrag noch einmal kommen.

Photomatix bietet hier zur Kontrolle der Einzelbilder einen Bericht an, der sich auf einen Klick auf “Belichtungen prüfen” anzeigen lässt. In meinem Beispiel habe ich drei Einzelbilder und anstatt der üblichen 2 Belichtungswerte Unterschied, bereits auf 3 Belichtungswerte erhöht um den Dynamikumfang einzufangen. Der Photomatix Bericht zu diesen drei Bildern fällt jedoch nicht wirklich optimal aus.

Photomatix Belichtungs-Report

Eine Analyse der ausgewählten Fotos ergab:

  • Das unterbelichtete Foto deckt die hellsten Bereiche der Szene gut ab.
  • Das am stärksten überbelichtete Foto deckt die dunkelsten Bereiche der Szene möglicherweise nicht sehr gut ab. Wenn das zusammengeführte Bild zu dunkel wirkt, fügen Sie Fotos mit längeren Belichtungszeiten hinzu oder stellen Sie den ISO-Wert auf 400.
  • Der Abstand zwischen den Belichtungen ist größer als empfohlen. Für optimale Ergebnisse empfehlen wir, den EV-Abstand auf 2 oder weniger einzustellen.

Photomatix zu HDR zusammenfügen

Der darauf folgende, eigentliche zusammenfügen Dialog zeigt die umfangreichen und weiter justierbaren Einstellungen von Photomatix. Das Ausrichten der Ausgangsbilder erfolgt unter Angabe ob die Belichtungsreihe per Stativ oder Freihand aufgenommen wurde. Für die Freihand-Aufnahme kann zusätzlich der Bewegungsgrad gewählt werden. Ebenso ist eine Perspektivenkorrektur unter Angabe der maximalen Verschiebung möglich. Zusätzlich finden wir in Photomatix eine automatische Objektivkorrektur, eine Rauschreduzierung, die Möglichkeit zur Änderung des Weißabgleich und eine umfassende Bearbeitung zur Geisterbildkorrektur.

Photomatix zu HDR zusammenfügen Dialog

Geisterbildkorrektur unter Photomatix

Während Lightroom und Aurora nur automatische Geisterbildkorrekturen ermöglichen, so lassen sich in Photomatix nicht nur eine automatische sondern auch selektive Korrekturen bewerkstelligen. Die Stärke der automatischen Korrektur in Photomatix lässt eine feinere Abstufung als bei den Kontrahenten zu. Mit der selektiven Korrektur kann man ganz gezielt Bereiche einzelner Bilder wählen. So kann man zum Beispiel Personen aus nur einem bestimmten Einzelbild auswählen, damit deren geisterhafte Schemen aus den anderen Einzelbildern vermieden werden. Ideal ist die selektive Korrektur auch für Bereiche in denen sich durch Wind bewegendes Laub oder Gras etc. befindet, das während der Aufnahmen, ja jeweils an unterschiedlichen Stellen und somit an unterschiedlichen Positionen in den Einzelaufnahmen wiederzufinden wäre.

automatische Geisterbildkorrektur
automatische Geisterbildkorrektur
selektive Geisterbildkorrektur
selektive Geisterbildkorrektur

Wer sich die Bildschirmaufnahmen genauer anschaut, der hat bestimmt schon bemerkt, dass Photomatix zudem sehr hilfreiche Hinweise und zum Teil auch weiterführende Links anbietet. Damit lassen sich die einzelnen Funktionen besser kennen lernen oder man erhält zur Bearbeitung noch mehr Informationen und Hilfen. Die Hinweise sind gerade zu Anfang sehr hilfreich und beschleunigen das Kennenlernen und den späteren Umgang mit dem Programm.

Fazit

Obwohl, wir in diesem Beitrag bislang nur das Zusammenfügen von Einzelbildern zu einem HDR Foto angeschaut haben, ist wahrscheinlich schon deutlich, welches dieser Programme mein uneingeholter Favorit ist. Die Möglichkeiten die Photmatix, bereits vor der eigentlichen Bearbeitung des HDR Bildes bietet sind umfassend. Sicherlich lassen sich einige Korrekturen und Einstellungen am Bild auch im Nachgang noch mit Lightroom, Aurora, Affinity Foto, Luminar oder Photoshop tätigen, die man zum Zeitpunkt des Dialogs zum Zusammenfügen vermisst, aber ich mag es einfach, wenn ich nicht zwei bis drei Programme aufrufen muss um ein Bild zu bearbeiten, sondern gleich alles in einer Anwendung erledigen kann.

Meine klare Empfehlung geht deshalb an Photomatix. Im nächsten Teil meines Vergleichs komme ich auf die Entwicklung, sprich die Weiterverarbeitung des HDR Bildes und deren Möglichkeiten zu sprechen.

2 Gedanken zu „HDR Software-Vergleich – Erster Teil“

  1. Geisterbildkorrektur: Fuehren Sie Exposure Bracketing aus der Hand aus oder bei Motiven, bei denen sich etwas bewegt? Dann mag (das quasi unbedienbare, extrem nervige, suendhaft teure) Aurora u. U. besser sein. Ansonsten tut Lightroom, was es soll (Komplettpaket LRc + Photoshop 79,00 / a vs. 100,00 fuer eine einzelne HDR-Funktion). HDRsoft kenne ich nicht.
    Danke fuer Ihren Vergleich!

    Antworten
    • Weder Aurora, das mittlerweile nicht mehr weiterentwickelt wird, noch Lightroom sind in der Lage gezielt Geisterbilder zu bearbeiten. Zudem ist Photomatix am Ende auch günstiger als Deine Rechnung. Lightroom kostet im Jahr regulär 144€ im Abo. Es ging im Artikel auch nicht um günstig sondern um die Vorstellung von HDR Software und welches Tool am Ende für mich das richtige und Beste ist.

      Antworten

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