Filmentwicklung zu Hause?

Filmentwicklung ohne Dunkelkammer? Analoge Fotografie lebt von handwerklichem Charme und der Magie, das entwickelte Negativ zum ersten Mal zu sehen. Nicht jeder hat jedoch eine lichtdichte Dunkelkammer oder möchte einen Wechselsack anschaffen. In diesem Artikel stelle ich dir zwei moderne Systeme vor, mit denen du Filme komplett im Tageslicht entwickeln kannst: den Lomo Daylight Developing Tank und die Lab-Box. Ich helfe dir, die Unterschiede, Vor- und Nachteile abzuwägen und eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen.

Einleitung

Bevor ich in den Vergleich einsteige, noch ein kurzer Hinweis: Ich habe weder den Lomo Daylight Developing Tank noch die Lab-Box selbst getestet. Alle Angaben basieren auf Herstellerinformationen, Foreneinträgen und Nutzerstimmen, die ich recherchiert habe. Mein Ziel ist nicht, dir ein klassisches Review zu liefern, sondern eine fundierte Übersicht, damit du dir selbst ein Bild machen kannst. Für den Fall, dass du an der eigenen Filmentwicklung interessiert bist.

In den Anfängen meiner fotografischen Laufbahn – das ist jetzt gut 35 Jahre her – habe ich eine eigene Dunkelkammer besessen. Dort habe ich Schwarz-Weiß-Film entwickelt und Papierabzüge ausbelichtet. Diese Zeit vermisse ich sehr, doch heute fehlt mir einfach der Platz für eine vollwertige Dunkelkammer.

Ein Wechselsack ist zwar noch in meiner Ausrüstung, ausprobiert habe ich ihn bislang aber nicht. Auf der Suche nach Alternativen bin ich im Internet auf die Lab-Box gestoßen und habe mich umgesehen, was sonst noch möglich ist, wenn man komplett ohne Dunkelkammer und Sack Filme entwickeln möchte.

Keine Dunkelkammer? Kein Dunkelsack? Was gibt es noch für Möglichkeiten? (KI generiertes Bild)
Keine Dunkelkammer? Kein Dunkelsack? Was gibt es noch für Möglichkeiten? (Foto: KI generiert)

Warum tageslichtfähige Filmentwicklung?

Nicht nur Einsteiger stehen heute vor denselben Hürden: Jeder, der Filme selbst entwickelt, benötigt absolute Dunkelheit – und das bringt oft erhebliche Aufwände mit sich:

  • Einrichtung einer vollwertigen Dunkelkammer: hohe Anschaffungskosten und großer Platzbedarf
  • Winzige Lichtlecks, die zu unerwünschtem „Filmnebel“ führen können
  • Aufwendige Reinigung und Lagerung von Tanks, Spulen und Chemiebehältern
  • Wasseranschluss, Ablauf oder das ständige Hin- und Herjonglieren mit Dosen, Eimern und großen Wannen
  • Unabdingbare Lichtdichtheit beim Einspulen, denn schon kleinste Lichtreflexe ruinieren den Film

Mit Tageslichttanks gehört der Wechselsack der Vergangenheit an: Die Tanks haben eine integrierte, lichtdichte Spulenkammer, in der du deinen Film ganz bequem bei normalem Tageslicht aufspulst. Sobald der Tank verschlossen ist, kannst du den gesamten Prozess – Entwicklung, Stopp-Bad, Fixierung und Spülen – unter ganz normalem Raumlicht durchführen. Damit besteht sogar auf Fotoreisen die Möglichkeit Filme selbst zu entwickeln. Aber Achtung bei Flugreisen kannst Du wahrscheinlich die Chemie nicht einfach so mitnehmen! Im Vergleich zu einer kompletten Dunkelkammer hingegen sparst du erheblich Geld, Zeit, Platz und Nerven.

Denn es vergehen oft einige Wochen, falls Du nicht selbst entwickelst, bis ein eingeschickter Film in ein externes Labor wieder zurück in deinen Händen ist, bevor du mit der Weiterverarbeitung beginnen kannst. Der Vorteil, beim Einsenden ist natürlich, du brauchst dich nicht weiter um die Verarbeitung des Films nach dem Belichten zu kümmern. Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas ungewolltes bei der Filmentwicklung passiert ist geringer. In einem externen Labor sind Profies am Werk. Aber auch hier kann mal was schiefgehen, was aber sehr selten der Fall ist. Bei dem von mir gewählten Labor ist das noch nicht vorgekommen.

Systemübersicht

MerkmalLomo Daylight Developing Tank (lomopraphy)Lab-Box (ars-imago)
Filmformate35 mm35 mm & 120 mm (erweiterbar)
TageslichtprozessVollständigVollständig
Preis (UVP, 2025)ca. 79 €ca. 159 € (inkl. 35 mm-Modul)
Chemikalienvolumenca. 350 mlca. 500 ml (rotierend 300 ml möglich)
Filmretrieverintegriert, gelegentlich fummeligbeiliegend, oft unzuverlässig
HandhabungKurbelmechanismus, integrierter CutterMetallclip, Schneidehebel, modulare Bauweise
Kompaktheitsehr kompakt und leichtgrößer, modulare Bauweise
Reinigungeinfach, übersichtliche Teileaufwendiger durch mehrere Komponenten
ZubehörFilmrückholer Professional Lid (integrierter Timer & Thermometer, ca. 79 €)
Kurbel statt Drehrad (ca. 17 €)

Tageslichtfähige Filmentwicklung zwei Systeme

Lomo Daylight Developing Tank im Detail

Aufbau und Funktionsweise

Beim Lomo-Tank wird dein 35 mm-Film in eine kleine Spirale eingezogen und die Dose mit einem Klickverschluss verschlossen. Ab jetzt ist alles wasserdicht und lichtdicht. Die Filmentwicklung erfolgt per Hand­inversion: Du drehst die Dose im vorgegebenen Rhythmus, damit Entwickler, Stoppbad und Fixierer gleichmäßig wirken.

Vorteile

  • Kompakte Bauweise, passt in jede Fototasche
  • Günstiger Einstiegspreis unter 80 €
  • Integrierter Filmcutter und Retriever
  • Schneller Auf- und Abbau, einfache Reinigung

Nachteile

  • Nur für 35 mm-Film geeignet
  • Erste Filmladung kann fummelig sein, Übung macht den Meister
  • Filmretriever gelegentlich hakelig

Für wen eignet sich der Lomo-Tank?

Der Lomo Daylight Developing Tank ist perfekt, wenn du gerade mit Analogfotografie startest, nur 35 mm nutzt und ein unkompliziertes, mobiles System suchst. Selbst mit dieser schlanken Lösung von Lomo kannst du mit den modernen Farbfilm-Chemiekits auch Farbfilme entwickeln. Mehr hierzu bei der Lab-Box weiter unten.

Der Lomo Daylight Developing Tank für Fimentwicklung ohne Dunkelkammer
Der Lomo Daylight Developing Tank für Fimentwicklung ohne Dunkelkammer Foto: © lomography

Hier der Link zum Shop und weiteren Informationen zum Lomo Daylight Developing Tank.

Lab-Box: Das modulare Multitalent

Aufbau und Erweiterungsmöglichkeiten

Die Lab-Box wird standardmäßig mit dem 35 mm-Modul ausgeliefert und lässt sich durch ein optionales 120 mm-Modul erweitern. Filme landen in lichtdichten Aluminiumröhrchen, die du bequem in die Basisstation einsetzt und ganz ohne Dunkelkammer belädst. Der werkseitige Drehknopf sorgt für die nötigen Inversionszyklen und eine gleichmäßige Durchmischung der Entwicklerchemie.

Als Alternative zum Drehknopf bietet das Kurbel-Set (ca. 17 €) eine manuelle Kurbel mit Metallclip, die konstante Umdrehungen bei minimalem Kraftaufwand gewährleistet. Für fortgeschrittene Prozesskontrolle kannst du den Professional Lid (ca. 79 €) aufsetzen: Dieser Deckel integriert einen programmierbaren Timer, ein eingebautes Thermometer mit Edelstahlsonde und eine optimierte Ausgießöffnung zum schnelleren Befüllen und Entleeren.

Damit wird sogar eine Filmentwicklung mit modernen Entwicklersets für Farbfilme möglich, denn hier ist eine genauere Einhaltung der Temperaturen erforderlich. Wer Farbfilme entwicklen möchte sollte sich für die langsamere (läner dauernde) Entwicklungs-Methode, die niedrigere Chemie-Temperaturen erfordert entscheiden. Denn niedrigere Temperaturen lassen sich einfacher kontrollieren und beibehalten.

Optionales Zubehör

  • Kurbel statt Drehknopf (ca. 17 €)
  • Professional Lid mit Timer & Thermometer (ca. 79 €)
  • 120 mm-Modul (Einzelpreis ca. 59 €)
  • Filmretriever für das mühelose Ausziehen der Filmenden

Stärken

  • Unterstützung für 35 mm und 120 mm – echtes Multiformat
  • Komplettes Filmladen im Tageslicht, keine Dunkelkammer nötig
  • Präzise Temperatur- und Zeitkontrolle mit dem Professional Lid
  • Modularer Aufbau und robuste Aluminium-Basis
  • Große Community, Tutorials und kontinuierliche Updates

Schwächen

  • Höherer Einstiegspreis (Basis ab ca. 159 €)
  • Reinigung aufwendiger weil mehr Einzelteile
  • Filmretriever lässt sich gelegentlich fummelig handhaben
  • Zusätzliche Komponenten erhöhen die Lernkurve

Für wen ist die Lab-Box geeignet?

Die Lab-Box lohnt sich für dich, wenn du neben Kleinbild auch Mittelformat entwickeln willst, Wert auf modulare Erweiterung legst und regelmäßig Farb- oder Spezialfilme verarbeitest.

Filmentwicklung für Zuhause: Lab-Box von ars-imago
Filmentwicklung für zuhause: Lab-Box von ars-imago · Foto: © ars-imago

Hier gibt es die Lab-Box unter anderem zu kaufen.

Weitere Alternativen für die Filmentwicklung

  • Agfa Rondinax 35U / 60 (Vintage)
    • Vollständig tageslichtfähig, nur noch gebraucht erhältlich
    • Sehr kompakt, Ersatzteile schwer zu finden, da sie nicht mehr hergestellt wird
  • JOBO CPE-3 / CPP-3 (mit lichtdichten Spulen)
    • Semi-automatische Rotationsentwickler
    • Einspulen im Dunkelsack bleibt nötig
    • Sehr präzise, ideal für Farbfilm, aber teuer
  • DIY: Wechselsack + Standardtank
    • Günstig und flexibel
    • Einspulen im Sack, restliche Entwicklung im Tageslicht
    • Erfordert Übung, weniger komfortabel

Entscheidungshilfe

Budget

  • Unter 80 €: Lomo Daylight Tank
  • Ab 159 €: Lab-Box (inkl. Modul)

Filmformate

  • Nur 35 mm: Lomo Tank
  • 35 mm & 120: Lab-Box oder gebrauchte Rondinax

Bedienkomfort

  • Einfach und schnell: Lomo Tank
  • Präzise und modular: Lab-Box

Workflow & Platz

  • Mobil, wenig Platz: Lomo Tank
  • Stationäres Labor: Lab-Box

Zubehörempfehlungen

  • Entwicklerkits: C41 (Tetenal, Cinestill), Rodinal oder ID-11 für Schwarzweiß
  • Messbecher mit Skala für exaktes Abmessen
  • Thermometer für konstante Badtemperatur
  • Laborflaschen (PE oder Glas) zum Aufbewahren

FAQ zur Filmentwicklung

Muss ich den Film im Dunkelsack einspulen?
Nur wenn du nicht über den Lomo Daylight Developing Tank, der Agfa Ridinax oder die Lab-Box verfügst. Das Einspulen erfolgt dann lichtdicht im Wechselsack oder unter Rotlicht in einer Dunkelkammer. Danach läuft die gesamte Filmentwicklung bei Tageslicht ab.

Wie lange dauert eine Filmentwicklung?
In der Regel 6–12 Minuten, je nach Prozess (C41, BW) und Temperatur. Die Inversion cycles dauern meist nur wenige Sekunden und wiederholen sich alle 30 Sekunden.

Wie erziele ich gleichmäßige Ergebnisse?

  • Präzises Temperaturmanagement (± 0,5 °C)
  • Konstante Inversionen im vorgeschriebenen Takt
  • Saubere, spritzfreie Tanks und Spulen

Fazit

Wie bereits eingangs erwähnt habe ich selbst keines der vorgestellten Systeme und habe sie nicht im Praxiseinsatz getestet. Alle hier aufgeführten Informationen beruhen auf meiner Recherche, Herstellerangaben und Nutzerstimmen aus Foren und Reviews.

Kurz zusammengefasst:

  • Wenn du ausschließlich 35 mm-Film (Kleinbild) entwickeln willst und weder Dunkelkammer noch Wechselsack nutzen möchtest, bietet dir der Lomo Daylight Developing Tank eine kompakte, preiswerte und völlig tageslichttaugliche Lösung.
  • Möchtest du neben 35 mm auch Mittelformat (120) entwickeln und komplett auf Dunkelkammer oder Sackbetrieb verzichten, bleibt dir de facto nur die Lab-Box als modernes Komplettsystem.

Beide Systeme beseitigen die klassischen Hürden (Dunkelkammer-Aufwand, Lichtdichtigkeit, Wasseranschluss und -ablauf) und erlauben dir volle Kontrolle über Entwicklung, Stoppbad und Fixierung im normalen Raumlicht.

Hast du eine der beiden Lösungen bereits im Einsatz? Wie zufrieden bist du damit und welche Erfahrungen hast du gemacht? Schreib es gern in die Kommentare. Oder setzt du lieber auf den bequemen Weg und gibst deine Filme ins Fotolabor? Ich bin gespannt auf deine Meinung!

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