Warum fotografiere ich eigentlich? Um des Bildes wegen? Wenn es nur um das reine Bild ginge, dann stelle ich mir die Frage, warum ich so teures Equipment habe. Wenn es um das Foto als solches geht, dann stelle ich mir auch die Frage. Muss ich wirklich zu einem bestimmten Ort reisen, um das Foto zu machen? Fotos gibt es bereits von den meisten Orten. Was ist heute noch Fotografie? Um diese und weitere Fragen und Gedanken geht es hier in diesem Beitrag.
Fotos aus der Suchmaschine
Heute muss ich doch nur eine Suchmaschine beauftragen mir Fotos von einem bestimmten Motiv oder einem Ort zu suchen. Et voila ich bekomme eine ganze Reihe an Fotos. Zudem sind die Fotos sehr oft qualitativ sehr hochwertig. Sie haben die perfekte Lichtstimmung, brilliante Farben, ausgewogene oder Lichttypisch perfekte Kontraste und Belichtung. Also wenn es mir um das Bild geht, dann kann ich mich doch der Bilder aus dem Suchergebnis bedienen.

KI – Bilderprompt
Ich habe nicht nur ein Bild. Ich habe eine ganze Latte an Bildern. Da ich es rein privat für mich nutzen werde, schert es mich auch nicht, wenn ich nicht der Urheber bin. Egal, dass ich nicht über die Rechte am Bild verfüge. Es bekommt doch keiner mit, dass es bei mir im Zimmer an der Wand hängt. Und wenn ich mich doch die Sorge plagt oder ich Respekt zolle? Dann prompte ich das Foto doch einfach und lasse es von einer künstlichen Intelligenz erstellen. Ergo, das teure Equipment kann ich mir so oder so sparen.
Smartphone Bildbearbeitung
Smartphone und digitale Kameras, erstellen mir auch Fotos in berauschender Qualität. Die Frage nur, inwieweit entspricht das Foto noch der Realität? Die Bildbearbeitung, die die Software intern durchführt, ist oft „verzerrt“ und hat das Motiv „aufgehübscht“. Das Foto hat oft zu einem Großteil nichts mehr mit dem Ursprung zu tun, Hauptsache – cool. Und wenn ich das Foto noch weiter mit einer Bildbearbeitung oder Fotoapp bearbeite, die zunehmend ebenfalls auf KI beruhen, um das noch so letzte Quäntchen Qualität der vorhandenen Bildinformationen zu optimieren, wie viel hat dann das Bild noch mit dem Original zu tun? Und mit Original meine ich das Motiv, so wie es gerade vor Ort war.
Bild-un-wirklichkeit
Wenn ich ein Foto-Prompte und generieren lasse, dann gab es noch nicht mal eine Realität aus der das Bild entstand. Also ist jedes Foto heute wirklich noch Fotografie? Das Endergebnis Foto läßt sich oft nicht mehr danach beurteilen. Ist es nun ein Bild oder ein tatsächlich fotografiertes Foto? Siehst du den Unterschied, wenn es nicht dran steht? Wenn es also nur darum geht dieses Foto zu haben, dann brauche ich all das Equipment nicht mehr. Ich muss keinen 12-15 Kg schweren Rucksack auf kilometer langen Wanderungen herumschleppen. Alles, was ich benötige? Das Internet, einen Computer und der muss noch nicht mal der modernste sein, und einen KI getriebenen Bildgenerator.
Ist das Fotografie oder kann das weg?
Fotografie ist aber so viel mehr als das was ich bisher hier beschrieben habe. Auch wenn Sensorgrafie als Begriff ein selbstkreiertes Wort ist. Ein Wort, dass erst durch die gerade mal 30 Jahre alte digitale Fotografie geprägt ist, bzw. seine Wortexistenz darin begründet. So hat das Wort Sensorgrafie für mich bekanntlich mehr als nur die reine Fotografie in sich verkörpert. Sensorgrafie bedeutet für mich weit mehr als nur die reine Technik. Im Wort „Sensor“ steckt das lateinische Wort sentire (dt. fühlen, empfinden), was so viel wie Wahrnehmen und Beobachten heißt. Wenn ich das Wortspiel weiterführe, dann müsste ein Fotograf mit einer digitalen Kamera eigentlich Sensorgraf heißen.
Fotografie ist nicht das Endergebnis Foto
Und noch mehr, Fotografie als solches reduziere ich nicht auf das Endergebnis, das Foto. Ich verknüpfe damit den kompletten Prozess, nicht nur die Tätigkeit des Bildermachens. Im Grunde beschreibt für mich das Wort Fotografie, wie ein Buchtitel ein komplettes Buch, etwas das ich mein Hobby nenne. Und als solches gehört, mehr als nur das Endergebnis Foto dazu. Ich bin schlußendlich kein (reiner) Sammler.

Fotografie mit einem Buch verglichen
Vorwort und Einleitung
Das Vorwort eines Buches, wenn ich es mit der Fotografie verlgleichen würde, stünde der Einleitung zum einem fotografischen Thema gleich. Zum Beispiel würde es die Beweggründe, Erwartungen und Ideen zu einer Serie von Fotos, die ich machen möchte umschreiben. Das Vorwort würde darauf hinweisen was mich dazu getrieben hat mich gerade diesem einem Thema zu widmen.
Kapitel
Im Buch folgen dem Vorwart zahlreiche Kapitel und Abschnitte in einer oft gewollten und bestimmten Reihenfolge. Beim Vergleich zu meinem Hobby, zum Beispiel im ersten Kapitel, der Anfange der Themenrecherche und Planung. Wenn ich zum Beispiel ein Foto im Wald machen möchte, brauche ich natürlich neben der Kamera erstmal einen Wald. Wo finde ich ihn, entspricht der Wald dann auch noch meinen Vorstellungen? Finde ich die von mir in der Vorstellung gesuchten Bäume überhaupt? Sind die Bäume darin vom Wind gebäugt und knorrig, schlank oder gerade gewachsen? Sind die Lichtverhältnisse, die mir vorschweben überhaupt an dieser Stelle realisierbar? Kommt das Licht überhaupt hierher, wenn ja wann? Oder möchte ich auf Nebel warten damit die gesuchte oder gewollte Stimmung untermalt wird?
Aufbau und Dramaturgie
Am Ende sind es viele Kapitel und Faktoren, die zusammen eine Rolle spielen. Die sich später im Ganzen zusammenfügen. In einem Buch würde rasch das erste Kapitel geschrieben sein. Die Geschichte baut sich auf und formt sich. Allmählich wird ein Buch daraus. Weitere Kapitel beschäftigen sich damit wie ich zum Wald komme. Damit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, zumindest dann, wenn die Chancen gutstehen, das entsprechende Licht vorzufinden. Es kann durchaus passieren, dass ich um sonst angereist bin, trotz Recherche und Planung. Dann muss ich wieder und wieder den Versuch starten. Ein Kampf. Ein Erlebnis. Spannung.
Geschichte
Im Buch nimmt so die Geschichte nun ihre Fahrt auf und die Dramaturgie und Spannung steigert sich. Eine nette Begleitgeschichte im Buch untermauert den roten Faden. Auf der meiner Seite der Fotografie? Ich muss meine Gerätschaft, mein Equipment entsprechend vorbereiten und einsatzbereit halten. Auf den richtigen Moment warten. Mein roter Faden ist hier, das richtige Werkzeug und die benötigten Einstellungen griffbereit zu haben. Um das ganze nun nicht endlos auszuschmücken und abzurürzen. Ich möchte ja hier nicht wirklich ein Buch schreiben. Aber ich denke du weißt schon, worauf ich hinauswill?
Wie ein Buch das ich von vorne bis hinten lese, ergeht es mir mit der Fotografie. Ich schlage das Buch nicht einfach auf und lese nur die letzen Seiten und somit den Schluss. So komme ich ziemlich schnell ans Ende des Buches und zum Ende der Geschichte. Dann hätte ich wie bei der Fotografie am Ende einfach nur ein Ergebnis. Aber wo bleibt da dann das Erlebnis und der Spaß?

Gründe für Fotografie
Ich kaufe ein Buch nicht deswegen, um es zu haben und ins Regal zu stellen. Ich fotografiere nicht eines bestimmten Fotos, nur des Rahmens und Aufhängen ins Zimmer. Beides gehört jedoch dazu. Ein Buch kaufe ich aus unterschiedlichen Gründen. Aus Intersse an der Sache, an der Geschichte und dem Inhalt. Zudem, um etwas in den Händen zu halten, darin zu schmöckern, die Seiten umzublättern zu können. Ich will das Papier fühlen, riechen, lesen und unter Umständen um mich mit dem Inhalt weiterzuentwickeln und zu lernen.
Quasi aus den gleichen Gründen, habe ich meine Kameraausrüstung. Ich möchte sie benutzen, ich will damit spielen, experimentieren, ausprobieren und an und mit ihr wachsen und Erfahrungen sammeln. Die Kamera möchte ich fühlen. Der Moment des Auslöser-Drücken soll in mir wachsen. Während ich das Bild komponiere, möchte ich vor Ort sein und die Szene auf mich wirken lassen. Das ist was ich genieße und verknüpfe, ein Teil dessen was ich unter Fotografie verstehe.
Ich möchte ganz bewusst diesen Moment mit allem, was ich sehe, fühle, spüre und denke im Foto festhalten. Beim Buch habe ich während des Lesens und entstehens der Geschichte ja auch eingene Gedanken, Gefühle und Ideen. Am Ende der Geschichte, wenn ich das Buch im Regal sehe, erinnere ich mich an all diese Dinge. Bei beidem, dem Buch und einem Foto, das ich fotografiert habe, ist es jeweils etwas, das ich mir nicht durch einem KI-Prompt generieren lassen kann. KI kann weder die Zeit des Lesens, vom Anfang bis zum Ende, noch die Zeit bei der Fotografie, von Vorbereitung bis zum Foto generieren. KI kann auch nicht das, was ich alles erlebt habe und verknüpfe erzeugen.
Analog vs. Anna sagt die Wahrheit
All das, mag auch der Grund sein, weshalb insbesondere die analoge Fotografie noch lange nicht aussterben wird. Analoge Fotografie basiert auf haptischen, physischen Materil. Analoge Fotografie hat seine eigenen zusätzlichen Kapitel im Buch. Zu diesen Kapiteln gehören zum Beispiel die Entwicklung des Films, das digitalisieren eines Negativs oder die Ausbelichtung auf Papier. Sie erfordert ihre eigenen nachfolgenden Schritte. So lange man nicht Dia-Positive belichtet, wird ein Umkehrprozess notwendig. Damit ist das Papierbild aus der Dunkelkammer gemeint auf der einen Seite bzw. die Wandlung des digitalen Negativ zum Positiv. Dann die herkömmliche (ohne-KI) Bildoptimierung, das Ausdrucken (lassen) des Fotos. Auch all dies kann keine KI ersetzen und leisten, bis dato. Wenn ich also über Fotografie spreche, dann kann ich das nicht auf ein fertiges Foto beschränken schon gar nicht mit der eingangs genannten Bilderflut.
Tot der digitalen Fotografie?
Nein, wie die analoge Fotografie ist die digitale Fotografie nicht tot. Sie hat ihre Berechtigung und bringt Vorteile und gefahren. Doch beschränkt sich die digitale Fotografie lediglich mit den letzten 30 Jahren der Fotografie. Zum Teil kann ich auch mit der digitalen Fotografie all das, was ich zuvor geschrieben habe auch nachvollziehen und bewerkstelligen. Aber man sollte sich nicht auf das fertige Bild beschränekn. Man sollte sich mit den Gefahren der KI auseinandersetzen. Ich verbanne KI nicht, noch nicht einmal die generative KI, aber man sollte sie mit Vorsicht, Bedacht und Sorgfalt einstzen. Ich beschränke mich, darauf was meine analogen und digitalen Negative und Bilder hergeben und KI gestütztes optimieren.
Fazit
Was aber auf keinen Fall mehr mit Fotografie zu tun hat, ist die unter Verwendung von Prompts gernerative KI. Also, das ausschließliche prompten und generieren eines Bildes. Was für mich Fotografie heute ist, kann man denke ich erkennen. Ich beschränke mich nicht auf das fertige Bild und nicht auf digitale Fotografie. Dennoch, dieser Beitrag ist und kann nur ein Teil dessen wiederspiegeln, was mir gerade zum Thema einfällt und beschäftigt. Deswegen beansprucht er nicht komplett oder zu Ende gedacht zu sein. Ich behaupte auch nicht, alle Facetten betrachtet zu haben. Desweiteren, kann ich noch nicht einaml sagen, dass ich meine eigenen Gedanken hier alle richtig und wie gedacht wiedergegeben habe. Mein Wunsch war es aber einige Gedanken zur Fotografie Raum zu verschaffen. Es würde mich freuen, wenn du meine Gelegenheit aufgreifst und mir deine hier als Kommentar hinterlässt.