In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, warum in meinen Augen die Digitalisierung von analogem Filmmaterial mit einer Digitalkamera, einem Leuchttisch und einem Makroobjektiv im Heim- und Hobbybereich viele Vorteile gegenüber klassischen Flachbettscannern oder speziellen Filmscannern bietet. Ich selbst habe jahrelang mit unterschiedlichen Methoden experimentiert und möchte dir meine Erfahrungen und Tipps weitergeben. Dieser Beitrag knüpft noch einmal an meinen vorherigen Fototechnik-Beitrag an, wobei ich Dir hier mein eigenes Setup näherbringen möchte.
Warum überhaupt analoges Filmmaterial digitalisieren?
Die Gründe sind vielfältig
- Langfristige Archivierung: Digitale Dateien altern nicht wie physisches Filmmaterial.
- Analog Fotografieren: Du kannst auch heute noch analog fotografieren und über die Digitalisierung eine herkömmliche Dunkelkammer ersetzen. Natürlich musst du den analogen Film noch entwickeln. Du kannst dies selbst tun, auch ohne Dunkelkammer, mit einem Dunkelsack und einer Entwicklerdose. Wenn du an einer detaillierten Beschreibung dieses Prozesses interessiert bist, lass es mich wissen. Dann verfasse ich gerne einen separaten Beitrag dazu. Alternativ kannst du den Film zur Entwicklung in ein Labor bringen, entweder persönlich oder per Post. Mittlerweile lasse ich meine Filme in einem Labor entwickeln, aus Zeitgründen.
- Einfache Bearbeitung: Nach der Digitalisierung kannst du deine Bilder bequem mit Software wie Lightroom, Affinity Photo, Photoshop oder einer Bildbearbeitung Deiner Wahl optimieren. Du brauchst also keine herkömmliche Dunkelkammer.
- Teilen und Drucken: Digital kannst du deine Lieblingsaufnahmen problemlos in sozialen Netzwerken teilen oder hochwertige Prints erstellen. Letzteres geht auch direkt vom analogen Film über ein Labor. Wenn Du das Bild dann teilen möchtest, musst du es aber wieder digitalisieren.
Die klassischen Methoden der Digitalisierung von analogem Filmmaterial
Flachbettscanner und Filmscanner
Bevor ich auf die Vorteile der Digitalisierung mit einer Digitalkamera eingehe, ein kurzer Überblick über die traditionellen Methoden.
Flachbettscanner
- Vorteile: Relativ günstig, vielseitig einsetzbar für Dokumente und Fotos.
- Nachteile: Geringe Auflösung und Dynamikumfang, lange Scanzeiten.
Spezielle Filmscanner
- Vorteile: Gute Qualität bei dedizierten Geräten, automatische Staub- und Kratzerentfernung.
- Nachteile: Teuer, langsam, oft veraltet und mit eingeschränkter Softwareunterstützung. Oft auch nur für Kleinbildfilm geeignet.
Ich habe eine Reihe alter Dias auf einmal zu einem Scanservice geschickt. Leider muss ich sagen, dass es sich als Geldverschwendung herausgestellt hat. Die Scans selbst sind zwar brauchbar, aber jedes einzelne Bild erfordert eine aufwendige Bearbeitung, um die zahlreichen „Unreinheiten“ wie Kratzer, Härchen und Fussel zu entfernen. Dadurch hat sich die erhoffte Zeitersparnis in Luft aufgelöst.
Digitalisierung von analogem Filmmaterial mit der Digitalkamera









Was du brauchst
- Digitalkamera: Idealerweise eine DSLR oder System-Kamera mit hoher Auflösung (Vollformat oder APS-C).
- Makroobjektiv: Für detailreiche Nahaufnahmen der Filmvorlagen.
- Stativ: Ein Stativ oder Reproständer, mit dem Du die Kamera parallel zum Leuchttisch ausrichten kannst.
- Leuchttisch: Ein Leuchttisch oder eine Lichtplatte sorgt für eine gleichmäßige Hintergrundbeleuchtung.
- Filmhalter: Um Negative und Dias plan zu fixieren. Oder Du verwendest eine entspiegelte Glasplatte, aber Achtung Reflexionen und Spiegelungen können dennoch entstehen.
Mein Aufbau
Wie du auf den Fotos oben sehen kannst, benutze ich eine DSLR mit Makroobjektiv, die parallel zur Leuchtplatte ausgerichtet ist. Ein Reproständer hält die Kamera, und zur Feinjustierung verwende ich einen kleinen Makroschlitten. Ein Bekannter hat mir einen Rahmen im 3D-Druck gefertigt, um das Dia-Positiv zu halten. Dieser Rahmen kann, wie hier gezeigt, Dias aufnehmen oder über einen Zusatzrahmen zum Einschrauben Filmstreifen festhalten. Der Rahmen hat Füße, mit denen er sich anschrauben lässt. Hier teste ich gerade den Prototypen direkt auf der Leuchtplatte.
Der Nachteil dieses Aufbaus ist, also ohne Unterkonstruktion, dass der Rahmen leicht verrutscht. Das passiert insbesondere beim Wechseln der Dias oder beim Einfädeln und Weiterschieben eines Filmstreifens. Um dieses Problem zu beheben, habe ich eine kleine „Brücke“ aus Holz gebaut und den Rahmen darauf aufgeschraubt.

Die Vorteile im Überblick
- Geschwindigkeit: Mit einer Digitalkamera digitalisierst du deine Bilder in Sekunden. Kein langwieriges Scannen, kein Warten auf Softwareprozesse. Einmal ausgerichtet, richtig fokussiert und Belichtung eingestellt, drückst Du den Auslöser – fertig!
- Bildqualität und Auflösung: Moderne Kameras liefern Bilder mit einer beeindruckenden Detailtiefe und Dynamikumfang, die selbst viele Filmscanner in den Schatten stellen. Durch den Einsatz eines hochwertigen Makroobjektivs kannst du die feinen Details deines Films perfekt einfangen.
- Flexibilität bei der Bearbeitung: Du hast die volle Kontrolle über Belichtung, Weißabgleich, Kontrast, Farbe und andere Parameter bereits während der Aufnahme. Nachträgliche Anpassungen sind in der RAW-Entwicklung problemlos möglich.
- Kosteneffizienz: Falls du bereits eine Digitalkamera besitzt, musst du nur in einen Leuchttisch und eventuell ein Makroobjektiv investieren. Filmscanner sind oft teurer und bieten weniger Flexibilität.
- Platzsparend und mobil: Die Ausrüstung ist kompakt und leicht. Du kannst sie problemlos verstauen oder je nach Setup sogar mitnehmen und auf Reisen deine analogen Schätze digitalisieren.


Tipps für optimale Ergebnisse
- Sauberkeit: Reinige deine Negative und Dias sorgfältig, um Staub zu minimieren. Verwende dabei einen Blasebalg und vermeide es auf dem analogen Film mit Tüchern oder sonst etwas herumzuwischen. Benutze fusselfreie Baumwollhandschuhe und packe Dein analoges Material nur an den Rändern an.
- Gleichmäßige Ausleuchtung: Achte darauf, dass der Leuchttisch oder die Lichtplatte eine homogene Helligkeit bietet und die Lichtfarbe im Spektrum des Tageslichtes liegt.
- Stativ: Für scharfe, verwacklungsfreie Aufnahmen ist ein Stativ oder Reprostand unverzichtbar.
- Korrekte Ausrichtung: Halte die Kamera exakt parallel zum Film, um Verzerrungen zu vermeiden. Achte darauf, dass dein analoges Material plan liegt.
- Nachbearbeitung: Der Feinschliff deiner digitalisierten Fotos passiert dann in der Nachbearbeitung.
Nach der Digitalisierung kommt die Nachbearbeitung
- Umwandlung von Negativen: Am einfachsten ist die Verwendung spezialisierter Software wie Negative Lab Pro (Zusatzmodul) für Lightroom.
- Staub- und Kratzerentfernung: Kleinere Makel kannst du mit dem Reparaturwerkzeug in Lightroom, Photoshop oder in deiner bevorzugten Bildbearbeitung beheben.
- Sonstige Korrekturen: Schneide das Bild zurecht, passe Kontraste, Weißton, Schwarzton, Farben und Schärfe individuell an.
Update zum DIY Filmhalter
Mir war der geringe Aufwand beim Filmhalter zwischen Dia und Filmstreifen umzubauen doch zu lästig, immerhin muss ich vier Schrauben festziehen oder lösen. Naja, nicht wirklich lästig, aber bei der Herstellung und Ausprobieren, bis hin zum finalen Halter, hatte ich irgendwann drei fertige Modelle auf dem Tisch.
Drei? Ja, einen Halter für KB-Dias, einen für KB-Filmstreifen und neu hinzugekommen ein Halter für 6×6 bis 6×9 Filmmaterial. Die breite „Brücken“ für die Filmhalter und deren Fuß-Höhe, sind an die Größer meiner Leuchtplatte angepasst, so dass sie immer exakt im 90° Winkel stehen.

Fazit
Die Digitalisierung von analogem Filmmaterial mit einer Digitalkamera ist nicht nur schnell, sondern auch qualitativ hochwertig und flexibel. Für Hobbyfotografen und fortgeschrittene Amateure bietet diese Methode eine kostengünstige und effektive Alternative zu traditionellen Scannern. Probiere es selbst aus – du wirst begeistert sein!
Teile gerne Deine Erfahrungen und Methoden zur Digitalisierung deines analogen Filmmaterials mit und hinterlasse einen Kommentar unter diesem Beitrag.